#114 Victoria Lomasko & Lena Rosa Händle

Eröffnung: Freitag 13. Juni ab 19 Uhr

Ausstellung: 14. Juni bis 20. Juli 2025

Diskussionsveranstaltung: Sonntag, 15. Juni, 16 Uhr

after the butcher, Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst und soziale Fragen freut sich mit Lena Rosa Händle und Victoria Lomasko zwei Künstlerinnen vorzustellen, die sich in ihrem Werk gesellschaftlichen Fragen wie sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit aus feministisch-emanzipatorischer Perspektive widmen. 

In ihrem Projekt Untergehakt und fröhlich kraftvoll ausschreitend zeigt Lena Rosa Händle fotografische Porträts feministischer Gruppen der 1980er- Jahre in Ost- und West-Berlin. Sie verbindet diese mit Texten der porträtierten Frauen. Händle begibt sich mit ihren Protagonist*innen auf eine Spurensuche, um ihre Aktionen und Gruppenbilder in Re-Inszenierungen künstlerisch festzuhalten und damit neu erlebbar zu machen. 

Vielfach unsichtbare lesbische, queere und feministische Geschichten rücken ins Zentrum – ebenso wie Frauen älterer Generationen, die sich häufig über Jahrzehnte hinweg gesellschaftlich und politisch engagiert haben und bis heute in verschiedenen feministischen Kontexten aktiv sind. 

Die Auseinandersetzung umfasst die Frage der Bezogenheit, wie wir in Beziehung zueinander gehen, Beziehungen herstellen und leben, sowohl untereinander als auch zwischen der Künstlerin, ihrem ‘Auge’, der Kamera und ihren Protagonis*tinnen. Beziehung herstellen und abbilden mittels zweier Sujet-Klassiker der Fotografie: dem Gruppenbild und (erweiterten) Familienporträt. Die Feminist*innen bekommen im Prozess des Fotografierens nicht ‘nur’ ein Gesicht – mit dem Porträt entsteht auch ein Raum in dem die Porträtierten mit ihrer Stimme sprechen: durch ihre Texte, die Teil der Arbeit werden konnten.

Victoria Lomasko zeigt einen Zyklus ihrer neuen, im öffentlichen Raum entstandenen Reportage-Zeichnungen von täglichen Begegnungen und Erfahrungen in der für sie neuen ‘westlichen’ Gesellschaft und ihren Menschen.

Lomasko ist eine russische Künstlerin, die sich mit sozialen und politischen Themen an der Schnittstelle von Kunst, Journalismus und Soziologie befasst und dabei eine Synthese aus Text und Bild verwendet. Ihre drei grafischen Bücher Verbotene KunstAnderes Russland und Der letzte sowjetische Künstler, die in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, veröffentlicht wurden, sind eine Chronik von zwei Jahrzehnten der Umwandlung Russlands von einem liberalen, aber kapitalistischen Land in einen totalitären Staat. Mit Notizblock und Skizzenbuch verfolgte und dokumentierte sie zahlreiche Protestdemonstrationen auf Moskaus Straßen sowie politische Gerichtsverfahren, wie das gegen Mitglieder der feministischen und aktivistischen Künstlergruppe Pussy Riot in Moskau im Jahr 2012.

Seit 2022 lebt Lomasko im Exil, hauptsächlich in Berlin, wo sie weiterhin das zeitgenössische Leben und verschiedene lokale Gemeinschaften unserer Gesellschaft erforscht. Sie benutzt ihre Stifte gleich einem seismographischer Rekorder, um soziale Widersprüche und Ungerechtigkeiten zu registrieren, zu beobachten und darüber zu berichten. Mit ihrem Stift und ihrem Skizzenbuch ist sie ein aktives Mitglied des öffentlichen Raums, z. B. bei der documenta 15 und anderen Ausstellungen, Kundgebungen und Demonstrationen, sowohl pro-israelisch als auch pro-palästinensisch, queer-feministischen Paraden, dem Frauentag am 8. März und dem Tag der Arbeit am 1. Mai, um nur einige zu nennen. „Ich möchte die heutige ‚westliche‘ Gesellschaft und ihr Leben aus meiner post-sowjetischen Perspektive analysieren und dokumentieren“, sagt Lomasko. 

Hinweis:

Diskussionsveranstaltung Untergehakt und fröhlich kraftvoll ausschreitend 

mit Lena Rosa Händle, Roswitha Baumeister und Sarah Happersberger (Moderation)

Sonntag 15.06. 2025 16 Uhr

Wie und unter welchen Bedingungen bildeten sich in den 1980er-Jahren feministische Gruppen in Ost- und Westberlin? Welche Bilder werden von ihnen vermittelt – heute und damals? Im von Sarah Happersberger moderierten Gespräch geht es anhand der Arbeit von Lena Rosa Händle um Fragen lesbischer und feministischer Sichtbarkeit, Selbstverständnisse, Bündnispolitik, Gruppenbilder, Erinnerungskultur und Intergenerationalität.