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ATB#88 Palimpsest – Zwischen den Zeichen Lesen

Ciara Phillips | Jean-Ulrick Désert

Ausstellung: 27. November 2021 – 30. Januar 2022
Eröffnung: Freitag 26. November 2021,19-23 Uhr
Finissage: Sonntag 30. Januar 2022, 15-18 Uhr

Die Ausstellung Palimpsest / Zwischen den Zeichen Lesen entwickelt einen visuellen Dialog zwischen den Werken des in Berlin lebenden haitianisch-amerikanischen Künstlers Jean-Ulrick Désert und der in Glasgow lebenden irisch-kanadischen Künstlerin Ciara Phillips.

Jean-Ulrick Désert greift in seiner für diese Ausstellung entwickelten Arbeit eine politische Aktion von 1978 an der Berliner Mauer auf: der Filmemacher Wieland Speck (1992-2017 Direktor des Panoramas der Berliner Filmfestspiele) und der Künstler Per Lüke lösten durch sie unmittelbar eine Überwachungsaktion namens „Der Harfenspieler“ durch die Staatssicherheit der DDR aus. Désert wählte 12 Blatt der Stasiakte über diesen Fall, digitalisierte sie und brannte sie in Buchleinen ein, um sie in ‚modern gealterte‘ Dokumente zu verwandeln. Aus den Daten dieser Stasi-Überwachung und den Recherchen von Désert entstanden vier astrologische runde Terrakotta-Formen. Sie markieren die Sternkonstellationen und die astrologischen Konfigurationen des 13. August 1978, 16:15 Uhr, den Tag der Aktion. Eine Scheibe markiert die Lebensspanne der Überwachung und eine weitere Scheibe die gemeinsame Dynamik von Per Lüke und Wieland Speck. Zusammen mit den Bildtafeln schaffen sie ein poetisches Palimpsest und eine Spannung zwischen persönlichen und öffentlichen, analogen und digitalen oder physischen und metaphysischen Realitäten.

Ciara Phillips wendet sich in dieser Ausstellung dem Körper und der Kleidung als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Bedeutung zu. Nähen ist für Phillips eine seit langem parallel zu ihren druckgrafischen Arbeiten realisierte künstlerische Praxis. Bedruckte Textilien sind oft Teil ihrer komplexen Rauminstallationen. Phillips erforscht die unzähligen Arten, in denen sich Druckerzeugnisse mit unserem täglichen Leben überschneiden, sei es durch Medien, Werbung, Banknoten oder Kleidung. Überall wirken Druckerzeugnisse als wichtiger Validator und Signifikant. Phillips arbeitete 4 Wochen im Rahmen einer Residency in den Lichtenberg Studios und entwickelte neue Arbeiten für diese Ausstellung, die sich u.a. auf die Jahrhunderte alte Geschichte der Textil- und Bekleidungsherstellung in Lichtenberg selbst bezieht.

Artikel über die Ausstellung in der Jungen Welt

Ciara Phillips arbeitet hauptsächlich mit Druckgrafiken und ihr Ansatz ist sowohl expansiv als auch experimentell. Sie arbeitet oft kollaborativ, indem sie Galerien in Druckereien verwandelt und andere Künstler:innen, Designer:innen und lokale Gruppen einlädt, mit ihr zu arbeiten. Sie hat ausgestellt in: Tate Britain; Museum of Contemporary Art Australia; Benaki Museum, Athen; Hamburger Kunstverein; und Kunsthall Stavanger. Im Jahr 2014 wurde sie für den Turner Prize nominiert, und 2020 erhielt sie den renomierten Queen Sonja Print Award in Oslo.

Jean-Ulrick Désert arbeitet in unterschiedlichen Medien: Plakate, Aktionen, Gemälde, ortsspezifische Skulpturen und Video. Jean-Ulrick Désert vertrat 2019 sein Heimatland Haiti auf der 58. Biennale von Venedig im selben Jahr zeigte er Unfinished Histories Vol.IV, in der Klosterruine Franziskanerkirche, Berlin. In 2013 entstand Amour Colère Folie, Kunstkommission, Martinique Biennale, Martinique; 2015 Belgian Soliloquy, Platform 102, Brussels; Jean-Ulrick Désert, Espace d’art Contemporain 14°N 61°W, Martinique; 2018 Jean-Ulrick Désert, S12 Studio, Select World Project Galerie, New York. 2009 war er Teilnehmer der 10. Biennale von Havana, Kuba. 2002 gründete Désert sein Berliner Studio. Jeanulrickdesert.com
Jean-Ulrick Désert ist der erste Empfänger des Wi Di Mimba Wi :: AKB & SAVVY Contemporary Preises: www.e-flux.com